vSAN-Speicherrichtlinien definieren Speicheranforderungen für virtuelle Maschinen. Diese Richtlinien legen fest, wie die VM-Speicherobjekte bereitgestellt und innerhalb des Datenspeichers zugeteilt werden, um den erforderlichen Service-Level zu garantieren.

Wenn Sie vSAN auf einem Host-Cluster aktivieren, wird ein einzelner vSAN-Datenspeicher erstellt und dem Datenspeicher wird eine standardmäßige Speicherrichtlinie zugeteilt.

Wenn Sie die Speicheranforderungen Ihrer virtuellen Maschinen kennen, können Sie eine Speicherrichtlinie erstellen, die die vom Datenspeicher angekündigten Funktionen referenziert. Sie können mehrere Richtlinien erstellen, um verschiedene Anforderungstypen bzw. -klassen zu erfassen.

Jeder in vSAN-Datenspeichern bereitgestellten virtuellen Maschinen wird mindestens eine VM-Speicherrichtlinie zugewiesen. Speicherrichtlinien können Sie beim Erstellen oder Bearbeiten von virtuellen Maschinen zuweisen.

Anmerkung:

Falls Sie einer virtuellen Maschine keine Speicherrichtlinie zuweisen, weist vSAN eine Standardrichtlinie zu. Bei der Standardrichtlinie ist die Option Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 1 festgelegt, und sie hat einen einzelnen Disk-Stripe pro Objekt sowie eine schnell („thin“) bereitgestellte virtuelle Festplatte.

Das VM-Auslagerungsobjekt und das VM-Snapshot-Arbeitsspeicherobjekt sind nicht an die einer VM zugeordneten Speicherrichtlinien gebunden. Diese Objekte werden mit der auf 1 festgelegten Option Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern konfiguriert. Diese Objekte haben nicht dieselbe Verfügbarkeit wie andere Objekte, denen eine Richtlinie mit einem anderen Wert für Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern zugewiesen wurde.

Tabelle 1. Speicherrichtlinienattribute

Funktionalität

Beschreibung

Anzahl der Festplatten-Stripes pro Objekt

Die Mindestanzahl der Kapazitätsgeräte, über die das Striping der einzelnen Replikate eines Objekts der virtuellen Maschine erfolgt. Ein höherer Wert als 1 kann zu besserer Leistung führen, bedeutet aber auch eine höhere Beanspruchung der Systemressourcen.

Der Standardwert ist 1. Der Höchstwert ist 12.

Ändern Sie diesen Standard-Striping-Wert nicht.

In einer Hybridumgebung erstrecken sich die Festplatten-Stripes über die magnetischen Datenträger. In einer All-Flash-Konfiguration erstrecken sich die Stripes über die Flash-Geräte, die die Kapazitätsschicht bilden. Stellen Sie sicher, dass Ihre vSAN-Umgebung ausreichend Kapazitätsgeräte enthält, um die entsprechenden Anforderungen zu erfüllen.

Flash Read Cache-Reservierung

Die als Lesecache reservierte Flash-Kapazität für das virtuelle Maschinenobjekt. Wird als Prozentsatz der logischen Größe des Festplattenobjekts der virtuellen Maschine (VMDK) angegeben. Reservierte Flash-Kapazität kann nicht von anderen Objekten verwendet werden. Unreservierter Flash wird gleichmäßig unter allen Objekten verteilt. Verwenden Sie diese Option nur zur Behebung bestimmter Leistungsfehler.

Sie brauchen keine Reservierung für Zwischenspeicher festzulegen. Wenn Sie Reservierungen für den Lesezwischenspeicher festlegen, kann dies beim Verschieben des VM-Objekts Probleme verursachen, weil die Einstellungen für die Zwischenspeicherreservierung immer beim Objekt enthalten sind.

Das Speicherrichtlinienattribut der Flash Read Cache-Reservierung wird nur für Hybrid-Konfigurationen unterstützt. Sie dürfen dieses Attribut beim Definieren einer VM-Speicherrichtlinie für einen reinen Flash-Cluster nicht verwenden.

Der Standardwert ist 0%. Der Höchstwert ist 100%.

Anmerkung:

Standardmäßig weist das vSAN den Speicherobjekten den Lesecache dynamisch nach Bedarf zu. Diese Funktion stellt die flexibelste und optimalste Ressourcennutzung dar. Daher braucht der Standardwert 0 für diesen Parameter in der Regel nicht geändert zu werden.

Gehen Sie beim Erhöhen des Werts zum Lösen eines Leistungsproblems vorsichtig vor. Wenn auf mehreren virtuellen Maschinen zu viel Cache reserviert wird, kann Flash-Festplattenspeicherplatz für zu viele Reservierungen verschwendet werden. Diese Cache-Reservierungen stehen dann nicht zur Verfügung, um die Arbeitslasten zu unterstützen, die zu gegebener Zeit den erforderlichen Speicherplatz benötigen. Diese Speicherverschwendung und Nichtverfügbarkeit können zu einem Leistungsabfall führen.

Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern

Definiert die Anzahl von Host- und Gerätefehlern, die ein Objekt einer virtuellen Maschine tolerieren kann. Für n tolerierte Fehler werden alle geschriebenen Daten an n+1 Stellen gespeichert. Dazu zählen auch Paritätskopien bei Verwendung von RAID 5 oder RAID 6.

Wenn Sie beim Bereitstellen einer virtuellen Maschine keine Speicherrichtlinie auswählen, weist vSAN diese Richtlinie als Standard-VM-Speicherrichtlinie zu.

Wenn Fault Domains konfiguriert sind, sind 2n+1 Fault Domains mit Kapazität bereitstellenden Hosts erforderlich. Ein Host, der nicht Teil einer Fault Domain ist, wird als eigene Einzelhost-Fault Domain gezählt.

Der Standardwert ist 1. Der Höchstwert ist 3.

Anmerkung:

Wenn vSAN eine einzelne Spiegelkopie von VM-Objekten nicht schützen soll, können Sie Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 0 festlegen. Beim Host können allerdings ungewöhnliche Verzögerungen beim Wechseln in den Wartungsmodus auftreten. Die Verzögerungen treten auf, weil vSAN das Objekt vom Host evakuieren muss, um den Wartungsvorgang erfolgreich abschließen zu können. Wenn Sie Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 0 festlegen, sind Ihre Daten nicht geschützt und Sie verlieren eventuell Daten, wenn beim vSAN-Cluster ein Gerätefehler auftritt.

Anmerkung:

Wenn Sie eine Speicherrichtlinie erstellen und keinen Wert für Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern angeben, erstellt vSAN eine einzelne Spiegelkopie der VM-Objekte. IT kann einen einzelnen Ausfall tolerieren. Wenn allerdings mehrere Komponenten ausfallen, sind Ihre Daten möglicherweise gefährdet.

Definiert in einem ausgeweiteten Cluster die Anzahl von Host- und Gerätefehlern, die ein Objekt einer virtuellen Maschine tolerieren kann. Sie können die Option Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern zusammen mit Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern verwenden, um für Objekte innerhalb einer einzelnen Site einen lokalen Fehlerschutz anzubieten.

Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern

In einem ausgeweiteten Cluster definiert diese Regel die Anzahl von Host- und Objektfehlern, die ein Objekt einer virtuellen Maschine innerhalb einer einzelnen Site tolerieren kann.

Der Standardwert ist 1. Der Höchstwert ist 3.

Affinität

In einem ausgeweiteten Cluster steht diese Regel nur dann zur Verfügung, wenn die Option Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 0 festgelegt ist. Sie können die Affinitätsregel auf Keine, Bevorzugt oder Sekundär festlegen. Diese Regel ermöglicht es Ihnen, die VM-Objekte auf eine ausgewählte Site im ausgeweiteten Cluster zu begrenzen.

Der Standardwert ist „Keine“.

Bereitstellung erzwingen

Wenn die Option auf Ja festgelegt ist, wird das Objekt bereitgestellt, auch wenn die in der Speicherrichtlinie angegebenen Richtlinien Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern, Anzahl der Festplatten-Stripes pro Objekt und Flash Read Cache-Reservierung vom Datenspeicher nicht erfüllt werden können. Verwenden Sie diesen Parameter in Bootstrapping-Szenarien und bei Ausfällen, wenn keine Standardbereitstellung mehr möglich ist.

Der Standardwert Nein ist für die meisten Produktionsumgebungen akzeptabel. vSAN kann keine virtuelle Maschine bereitstellen, wenn die Richtlinienanforderungen nicht erfüllt werden, erstellt allerdings erfolgreich eine benutzerdefinierte Speicherrichtlinie.

Reservierter Objektspeicherplatz

Prozentsatz der logischen Größe des Festplattenobjekts der virtuellen Maschine (VMDK), der reserviert oder beim Bereitstellen von virtuellen Maschinen „thick“ bereitgestellt werden sollte.

Der Standardwert ist 0%. Der Höchstwert ist 100%.

Objektprüfsumme deaktivieren

Wenn die Option auf Nein festgelegt ist, berechnet das Objekt die Prüfsummeninformationen, um die Integrität der Daten sicherzustellen. Wenn diese Option auf Ja festgelegt ist, berechnet das System keine Prüfsummeninformationen.

vSAN verwendet End-to-End-Prüfsummen, um die Datenintegrität sicherzustellen. Bei diesem Vorgang wird bestätigt, dass es sich bei jeder Kopie einer Datei um die genaue Entsprechung der Quelldatei handelt. Das System prüft die Gültigkeit der Daten während Lese-/Schreibvorgängen und wenn ein Fehler auftritt, repariert vSAN die Daten oder erstellt einen Fehlerbericht.

Wenn ein Prüfsummenkonflikt auftritt, repariert vSAN automatisch die Daten durch Überschreiben der falschen Daten mit den richtigen Daten. Prüfsummenberechnung und Fehlerkorrektur werden im Hintergrund ausgeführt.

Die Standardeinstellung für alle Objekte im Cluster ist Nein. Dies bedeutet, dass Prüfsumme aktiviert ist.

Fehlertoleranzmethode

Gibt an, ob die Datenreplizierungsmethode für Leistung und Kapazität optimiert wird. Bei Auswahl von RAID-1 (Spiegelung) - Leistung verwendet vSAN mehr Festplattenspeicher, um die Objektkomponenten zu platzieren. Die Verwendung dieser Option führt jedoch zu verbesserten Leistung beim Zugreifen auf die Objekte. Bei Auswahl von RAID-5/6 (Erasure Coding) - Kapazität verwendet vSAN weniger Festplattenspeicher, die Leistung nimmt jedoch ab. Sie können RAID 5 verwenden, indem Sie das Attribut RAID-5/6 (Erasure Coding) - Kapazität für Cluster mit vier oder mehr Fehlerdomänen anwenden und Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 1 festlegen. Sie können RAID 6 verwenden, indem Sie das Attribut RAID-5/6 (Erasure Coding) - Kapazität für Cluster mit sechs oder mehr Fehlerdomänen anwenden und Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 2 festlegen.

In ausgeweiteten Clustern mit konfigurierter Option Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern gilt diese Regel nur für die Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern.

Weitere Informationen zu RAID 5 oder RAID 6 finden Sie unter Verwenden von RAID 5- oder RAID 6-Erasure Coding.

IOPS-Grenzwert für Objekt

Definiert den IOPS-Grenzwert für ein Objekt, zum Beispiel eine VMDK. IOPS wird als Anzahl der E/A-Vorgänge unter Verwendung einer gewichteten Größe berechnet. Wenn das System die Standardbasisgröße von 32 KB verwendet, stellt ein 64-KB-E/A-Vorgang zwei E/A-Vorgänge dar.

Bei der IOPS-Berechnung werden Lese- und Schreibvorgänge als Äquivalente betrachtet, die Cache-Zugriffsrate und die Aufeinanderfolge bleiben hingegen unberücksichtigt. Wenn der IOPS-Grenzwert einer Festplatte überschritten wird, werden E/A-Vorgänge gedrosselt. Wenn der IOPS-Grenzwert für Objekt auf 0 festgelegt ist, werden keine IOPS-Grenzwerte erzwungen.

vSAN lässt zu, dass das Objekt die Rate für den IOPS-Grenzwert während der ersten Sekunde des Vorgangs oder nach einem gewissen Inaktivitätszeitraum verdoppeln kann.

Beim Arbeiten mit VM-Speicherrichtlinien müssen Sie verstehen, wie sich die Speicherfunktionen auf die Nutzung von Speicherkapazität im vSAN-Cluster auswirken. Weitere Informationen zu Entwurfs- und Dimensionierungsüberlegungen zu Speicherrichtlinien finden Sie unter Entwerfen und Dimensionieren eines vSAN-Clusters.