Ausgeweitete Cluster erweitern den vSAN-Cluster von einer Site auf zwei Sites und bieten somit eine höhere Verfügbarkeit und verbesserten Lastausgleich zwischen den einzelnen Sites. Ausgeweitete Cluster werden normalerweise in Umgebungen bereitgestellt, bei denen die Entfernung zwischen den Datencentern gering ist, zum Beispiel in Großstädten oder Universitäten.

Sie können ausgeweitete Cluster zum Verwalten geplanter Wartungsvorgänge und zum Vermeiden von Notfallszenarien verwenden, da sich die Wartung oder der Verlust einer Site nicht auf den Gesamtbetrieb des Clusters auswirken. In einer Konfiguration mit ausgeweiteten Clustern können beide Sites aktive Sites sein. Wenn eine der beiden Sites fehlschlägt, verwendet vSAN den Speicherplatz auf der anderen Site. vSphere HA startet alle VMs neu, die auf der verbleibenden aktiven Site neu gestartet werden müssen.

Sie müssen eine Site als bevorzugte Site festlegen. Die andere Site wird zu einer sekundären oder nicht bevorzugten Site. Das System verwendet die bevorzugte Site nur in Fällen, in denen ein Verlust der Netzwerkverbindung zwischen den beiden aktiven Sites aufgetreten ist. Die als bevorzugte Site festgelegte Site ist also die Site, deren Betrieb aufrecht erhalten bleibt.

Ein ausgeweiteter vSAN-Cluster kann jeweils einen Verbindungsausfall tolerieren, wobei die Verfügbarkeit der Daten gewährleistet ist. Ein Verbindungsausfall ist der Verlust der Netzwerkverbindung zwischen den beiden Sites oder zwischen einer Site und dem Zeugen-Host. Während eines Siteausfalls oder eines Verlusts der Netzwerkverbindung wechselt vSAN automatisch zu voll funktionsfähigen Sites.

Weitere Informationen zum Arbeiten mit ausgeweiteten Clustern finden Sie im vSAN Stretched Cluster Guide (Handbuch für ausgeweitete vSAN-Cluster).

Zeugen-Host

Jeder ausgeweitete Cluster besteht aus zwei Sites und einem Zeugen-Host. Der Zeugen-Host befindet sich auf einer dritten Site und enthält die Zeugen-Komponenten der VM-Objekte. Er enthält nur Metadaten und ist an keinen Speichervorgängen beteiligt.

Der Zeugen-Host dient als Entscheidungskriterium, wenn eine Entscheidung hinsichtlich der Verfügbarkeit der Datenspeicherkomponenten bei Verlust der Netzwerkverbindung zwischen den beiden Sites getroffen werden muss. In diesem Fall bildet der Zeugen-Host normalerweise einen vSAN-Cluster mit der bevorzugten Site. Wenn allerdings die bevorzugte Site von der sekundären Site und dem Zeugen-Host getrennt wird, bildet der Zeugen-Host einen Cluster unter Verwendung der sekundären Site. Wenn die bevorzugte Site erneut online geschaltet wird, werden die Daten neu synchronisiert, um sicherzustellen, dass beide Sites über die aktuellsten Kopien aller Daten verfügen.

Wenn der Zeugen-Host ausfällt, sind alle zugehörigen Objekte nicht mehr kompatibel, der Zugriff auf die Objekte ist jedoch weiterhin möglich.

Der Zeugen-Host verfügt über die folgenden Eigenschaften:

  • Der Zeugen-Host kann Verbindungen mit geringer Bandbreite und hoher Latenz verwenden.

  • Der Zeugen-Host kann keine VMs ausführen.

  • Der Zeugen-Host kann nur ausgeweitete vSAN-Cluster unterstützen.

  • Der Zeugen-Host muss über einen VMkernel-Adapter mit aktiviertem vSAN-Datenverkehr mit Verbindungen zu allen Hosts im Cluster verfügen. Der Zeugen-Host verwendet einen VMkernel-Adapter für die Verwaltung und einen VMkernel-Adapter für den vSAN-Datenverkehr. Der Zeugen-Host darf nur einen für vSAN reservierten VMkernel-Adapter aufweisen.

  • Der Zeugen-Host muss ein eigenständiger für den ausgeweiteten Cluster reservierter Host sein. Er kann keinem anderen Cluster hinzugefügt oder über vCenter Server in die Bestandsliste verschoben werden.

Der Zeugen-Host kann ein physischer Host oder ein innerhalb einer VM ausgeführter ESXi-Host sein. Der VM-Zeugen-Host bietet keine anderen Funktionen, wie zum Beispiel das Speichern oder Ausführen von VMs. Mehrere Zeugen-Hosts können als VMs auf einem einzelnen physischen Server ausgeführt werden. Für die Patching-Konfiguration und die grundlegende Netzwerk- und Überwachungskonfiguration arbeitet der VM-Zeugen-Host genau wie ein typischer ESXi-Host. Sie können ihn mit vCenter Server verwalten, unter Verwendung von esxcli oder vSphere Update Manager patchen und aktualisieren und mit Standardtools überwachen, die mit ESXi-Hosts interagieren.

Sie können eine virtuelle Zeugen-Appliance als Zeugen-Host in einem ausgeweiteten Cluster verwenden. Die virtuelle Zeugen-Appliance ist ein ESXi-Host in einer VM, die als OVF oder OVA gepackt ist. Die Appliance ist basierend auf dem Umfang der Bereitstellung mit verschiedenen Optionen verfügbar.

Ausgeweitete Cluster im Vergleich zu Fault Domains

Ausgeweitete Cluster bieten Redundanz und Ausfallschutz für Datencenter an zwei geografischen Standorten. Fault Domains bieten Schutz vor Ausfall auf Rack-Ebene innerhalb derselben Site. Jede Site in einem ausgeweiteten Cluster befindet sich auf einer separaten Fault Domain.

Ein ausgeweiteter Cluster benötigt drei Fault Domains: die bevorzugte Site, die sekundäre Site und einen Zeugen-Host.

Sie können in vSAN 6.6 und höheren Versionen eine zusätzliche Ebene von lokalem Fehlerschutz für VM-Objekte in ausgeweiteten Clustern bereitstellen. Wenn Sie einen ausgeweiteten Cluster mit vier oder mehr Hosts an jeder Site konfigurieren, stehen die folgenden Richtlinienregeln für Objekte im Cluster zur Verfügung:

  • Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern (PFTT). Diese Regel definiert die Anzahl von Host- und Gerätefehlern, die ein VM-Objekt über die zwei Sites hinweg tolerieren kann. Der Standardwert ist 1 und der Maximalwert ist 3.

  • Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern Definiert die Anzahl von Host- und Objektfehlern, die ein VM-Objekt innerhalb einer einzelnen Site tolerieren kann. Der Standardwert ist 0 und der Maximalwert ist 3.

  • Affinität. Diese Regel ist nur dann verfügbar, wenn Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern auf 0 festgelegt ist. Sie können die Affinitätsregel auf „Keine“, „Bevorzugt“ oder „Sekundär“ festlegen. Diese Regel ermöglicht es Ihnen, die VM-Objekte auf eine ausgewählte Site im ausgeweiteten Cluster zu begrenzen. Der Standardwert ist „Keine“.

Anmerkung:

Wenn Sie für den ausgeweiteten Cluster die Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern konfigurieren, gilt die Regel Fault Tolerance-Methode für die Sekundäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern. Der Standardwert für die für Primäre Ebene von zu tolerierenden Fehlern (PFTT) verwendete Fehlertoleranzmethode ist RAID 1.

In einem ausgeweiteten Cluster mit lokalem Fehlerschutz kann der Cluster Reparaturen an fehlenden oder beschädigten Komponenten an der vorhandenen Site auch dann durchführen, wenn eine Site nicht verfügbar ist.