Wenn die verfügbare Ressourcenkapazität die Erfordernisse der Ressourcenverbraucher (und des Virtualisierungs-Overheads) nicht erfüllt, müssen Administratoren möglicherweise die Menge der Ressourcen anpassen, die virtuellen Maschinen oder Ressourcenpools in vSphere zugeteilt sind.
Verwenden Sie die Einstellungen für die Ressourcenzuteilung (Anteile, Reservierung und Grenzwert) zum Bestimmen der CPU-, Arbeitsspeicher- und Speicherressourcen, die einer virtuellen Maschine zur Verfügung gestellt werden. Vor allen Administratoren stehen mehrere Optionen für die Zuteilung von Ressourcen zur Verfügung.
- Reservieren der physischen Ressourcen des Hosts oder Clusters.
- Festlegen einer Obergrenze für die Ressourcen, die einer virtuellen Maschine zugeteilt werden können.
- Sicherstellen, dass eine bestimmte virtuelle Maschine immer einen höheren Prozentsatz der physischen Ressourcen erhält als andere virtuelle Maschinen.
Anteile der Ressourcenzuteilung
Anteile geben die relative Wichtigkeit einer virtuellen Maschine (oder eines Ressourcenpools) an. Wenn eine virtuelle Maschine über doppelt so viele Anteile einer Ressource wie eine andere virtuelle Maschine verfügt, dann ist sie berechtigt, auch doppelt so viele Ressourcen zu verbrauchen, wenn beide Maschinen einen Anspruch auf die Ressourcen erheben.
Anteile werden üblicherweise mit den Einstellungen Hoch (High), Normal oder Niedrig (Low), und diese Werte geben den Anteilswert mit einem Verhältnis von 4:2:1 an. Sie können auch Benutzerdefiniert auswählen, um jeder virtuellen Maschine eine bestimmte Anzahl an Anteilen zuzuweisen (und damit eine proportionale Gewichtung vorzunehmen).
Das Festlegen von Anteilen macht nur in Bezug auf hierarchisch gleichwertige virtuelle Maschinen oder Ressourcenpools Sinn, also bei virtuelle Maschinen oder Ressourcenpools, die innerhalb der Ressourcenpoolhierarchie über denselben übergeordneten Ressourcenpool verfügen. Hierarchisch gleichwertige Elemente teilen sich Ressourcen auf der Basis ihrer relativen Anteilswerte, die an die Reservierung und die Grenzwerte geknüpft sind. Wenn Sie einer virtuellen Maschine Anteile zuweisen, wird dadurch stets die relative Priorität dieser virtuellen Maschine im Vergleich zu anderen eingeschalteten virtuelle Maschinen festgelegt.
Die folgende Tabelle zeigt die normalen CPU- und Arbeitsspeicher-Anteilswerte für eine virtuelle Maschine. Für Ressourcenpools sind die normalen CPU- und Arbeitsspeicher-Anteilswerte gleich, müssen aber so multipliziert werden, als sei der Ressourcenpool eine virtuelle Maschine mit vier virtuelle CPUs und 16 GB Arbeitsspeicher.
Einstellung | CPU-Anteilswerte | Arbeitsspeicher-Anteilswerte |
---|---|---|
Hoch | 2000 Anteile pro virtueller CPU | 20 Anteile pro Megabyte konfiguriertem Arbeitsspeicher der virtuellen Maschine. |
Normal | 1000 Anteile pro virtueller CPU | 10 Anteile pro Megabyte konfiguriertem Arbeitsspeicher der virtuellen Maschine. |
Niedrig | 500 Anteile pro virtueller CPU | 5 Anteile pro Megabyte konfiguriertem Arbeitsspeicher der virtuellen Maschine. |
So verfügt beispielsweise eine virtuelle SMP-Maschine mit zwei virtuellen CPUs und einem 1 GB RAM, deren CPU- und Speicheranteile auf Normal eingestellt sind, über 2 x 1000 = 2000 CPU-Anteile und 10 x 1024 = 10240 Arbeitsspeicheranteile.
Virtuelle Maschinen mit mehr als einer virtuellen CPU werden als virtuelle SMP-Maschinen bezeichnet (Symmetric Multiprocessing).
Die relative Priorität der einzelnen Anteile ändert sich, wenn eine neue virtuelle Maschine eingeschaltet wird. Dies betrifft alle virtuellen Maschinen im selben Ressourcenpool. Alle virtuellen Maschinen haben dieselbe Anzahl virtueller CPUs. Beachten Sie die folgenden Beispiele.
- Zwei CPU-gebundene virtuelle Maschinen werden auf einem Host mit insgesamt 8 GHz CPU-Leistung ausgeführt. Die CPU-Anteile sind auf Normal eingestellt und erhalten jeweils 4 GHz.
- Eine dritte CPU-gebundene virtuelle Maschine wird eingeschaltet. Der CPU-Anteilswert ist auf Hoch (High) eingestellt, was bedeutet, dass die virtuelle Maschine doppelt so viele Anteile erhalten sollte wie die Maschinen, deren Einstellung Normal lautet. Die neue virtuelle Maschine erhält demnach 4 GHz, die beiden anderen virtuelle Maschinen jeweils nur 2 GHz. Das gleiche Ergebnis wird erzielt, wenn der Benutzer einen benutzerdefinierten Anteilswert von 2000 für die dritte virtuelle Maschine festlegt.
Reservierung für die Ressourcenzuteilung
Eine Reservierung gibt die garantierte Mindestzuteilung für eine virtuelle Maschine an.
Mit vCenter Server oder ESXi können Sie eine virtuelle Maschine nur dann einschalten, wenn genügend nicht reservierte Ressourcen vorhanden sind, um die Reservierung der virtuellen Maschine zu erfüllen. Der Server garantiert diese Menge auch dann, wenn der physische Server stark ausgelastet ist. Die Reservierung wird in konkreten Einheiten (Megahertz oder Megabyte) ausgedrückt.
Angenommen, Sie haben 2 GHz verfügbar und geben eine Reservierung von 1 GHz für VM1 und 1 GHz für VM2 an. Jede virtuelle Maschine erhält jetzt garantiert 1 GHz, wenn sie sie benötigt. Wenn VM1 jedoch nur 500 MHz verwendet, kann VM2 1,5 GHz verwenden.
Der Standardwert für die Reservierung lautet 0. Sie können eine Reservierung angeben, wenn Sie sicherstellen müssen, dass die erforderlichen Mindestmengen an CPU oder Arbeitsspeicher immer für die virtuelle Maschine verfügbar sind.
Grenzwert für die Ressourcenzuteilung
Der Grenzwert legt eine Obergrenze für CPU-, Arbeitsspeicher- oder Speicher-E/A-Ressourcen fest, die einer virtuellen Maschine zugeteilt werden können.
Ein Server kann einer virtuellen Maschine mehr Ressourcen zuteilen als die Reservierung vorsieht, der festgelegte Grenzwert kann jedoch selbst dann nicht überschritten werden, wenn ungenutzte Ressourcen im System vorhanden sind. Der Grenzwert wird in festen Einheiten angegeben (Megahertz, Megabyte oder E/A-Vorgänge pro Sekunde).
Der Standardgrenzwert für CPU, Arbeitsspeicher und Speicher-E/A lautet „unbegrenzt“. Bei Auswahl dieser Einstellung wird die Menge des Arbeitsspeichers, die bei der Erstellung der virtuellen Maschine konfiguriert wurde, zum tatsächlichen Grenzwert.
In der Regel ist es nicht erforderlich, einen Grenzwert festzulegen. Es gibt in diesem Zusammenhang sowohl Vorteile als auch Nachteile:
- Vorteile – Das Zuweisen eines Grenzwerts kann sich als nützlich erweisen, wenn Sie mit wenigen virtuellen Maschinen starten und die Benutzeranforderungen steuern möchten. Mit dem Hinzufügen weiterer virtueller Maschinen verschlechtert sich die Leistung. Durch Festlegen eines Grenzwerts können Sie das Vorhandensein einer geringeren Anzahl verfügbarer Ressourcen simulieren.
- Nachteile – Durch Festlegen eines Grenzwerts vergeuden Sie möglicherweise im Leerlauf befindliche Ressourcen. Das System lässt nicht zu, dass virtuelle Maschinen Ressourcen nutzen, die über den für sie festgelegten Grenzwert hinausgehen, auch wenn das System nicht voll ausgelastet ist und die im Leerlauf befindlichen Ressourcen verfügbar sind. Geben Sie nur dann einen Grenzwert an, wenn es hierfür gute Gründe gibt.
Vorschläge für Einstellungen zur Ressourcenzuteilung
Wählen Sie Einstellungen für die Ressourcenzuteilung (Anteile, Reservierung und Grenzwert), die für Ihre ESXi-Umgebung angemessen sind.
Die folgenden Richtlinien können Ihnen dabei helfen, die Leistung Ihrer virtuellen Maschinen zu verbessern.
- Verwenden Sie den Parameter Reservierung, um eine annehmbare Mindestgröße für Arbeitsspeicher oder CPU festzulegen, anstatt eine gewünschte verfügbare Größe festzulegen. Der Umfang der tatsächlichen durch die Reservierung dargestellten Ressourcen bleibt bei einer Änderung der Umgebung erhalten, z. B. wenn virtuelle Maschinen hinzugefügt oder entfernt werden. Der Host weist bei Verfügbarkeit zusätzliche Ressourcen zu und richtet sich dabei nach der Anzahl der Anteile, dem geschätzten Bedarf und dem für die virtuelle Maschine festgelegten Grenzwert.
- Vergeben Sie beim Festlegen der Reservierungen für virtuelle Maschinen nicht alle Ressourcen (lassen Sie mindestens 10 % nicht reserviert). Je dichter Sie sich an einer vollständigen Reservierung aller Kapazitäten des Systems bewegen, desto schwieriger wird es, Änderungen an der Reservierung und der Ressourcenpoolhierarchie vorzunehmen, ohne dabei die Zugangssteuerung zu verletzen. In einem für DRS aktivierten Cluster kann eine Reservierung, die eine vollständige Vergabe der Kapazität des Clusters oder einzelner Hosts des Clusters vorsieht, dazu führen, dass virtuelle Maschinen nicht über DRS zwischen zwei Hosts migriert werden.
- Wenn Sie eher häufige Änderungen der insgesamt verfügbaren Ressourcen erwarten, verwenden Sie für eine gleichmäßige Ressourcenzuteilung zu den virtuellen Maschinen am besten den Parameter Anteile (Shares). Wenn Sie Anteile verwenden und beispielsweise ein Host-Upgrade durchführen, verfügt jede virtuelle Maschine weiterhin über dieselbe Priorität (dieselbe Anzahl an Anteilen), obwohl der einzelne Anteil eine größere Menge an Arbeitsspeicher-, CPU- oder Speicher-E/A-Ressourcen darstellt.
Einstellungen in vSphere bearbeiten
Zum Ändern der Ressourcenzuteilungen für Arbeitsspeicher und CPU verwenden Sie das Dialogfeld „Einstellungen bearbeiten“.
Prozedur
- Wechseln Sie zur virtuellen Maschine im vSphere Client.
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste und wählen Sie Einstellungen bearbeiten aus.
- Bearbeiten Sie die CPU-Ressourcen.
Option Beschreibung Anteile Der Anteil der CPU-Ressourcen dieses Ressourcenpools an den CPU-Gesamtressourcen des übergeordneten Ressourcenpools. Hierarchisch gleichwertige Ressourcenpools teilen sich Ressourcen auf der Basis ihrer relativen Anteilswerte, die an die Reservierung und die Grenzwerte geknüpft sind. Wählen Sie Niedrig, Normal oder Hoch. Dadurch werden die Anteilswerte im Verhältnis 1:2:4 festgelegt. Wählen Sie die Einstellung Benutzerdefiniert, um jeder virtuellen Maschine einen bestimmten Anteil zuzuweisen, der einer proportionalen Gewichtung entspricht. Reservierung Garantierte CPU-Zuweisung für diesen Ressourcenpool. Grenzwert Die Obergrenze der CPU-Zuweisung für diesen Ressourcenpool. Wählen Sie Unbegrenzt, wenn Sie keine Obergrenze definieren möchten. - Bearbeiten Sie die Arbeitsspeicherressourcen.
Option Beschreibung Anteile Der Anteil der Arbeitsspeicherressourcen dieses Ressourcenpools an den Gesamtressourcen des übergeordneten Ressourcenpools. Hierarchisch gleichwertige Ressourcenpools teilen sich Ressourcen auf der Basis ihrer relativen Anteilswerte, die an die Reservierung und die Grenzwerte geknüpft sind. Wählen Sie Niedrig, Normal oder Hoch. Dadurch werden die Anteilswerte im Verhältnis 1:2:4 festgelegt. Wählen Sie die Einstellung Benutzerdefiniert, um jeder virtuellen Maschine einen bestimmten Anteil zuzuweisen, der einer proportionalen Gewichtung entspricht. Reservierung Garantierte Arbeitsspeicherzuweisung für diesen Ressourcenpool. Grenzwert Obergrenze der Arbeitsspeicherzuteilung für diesen Ressourcenpool. Wählen Sie Unbegrenzt, wenn Sie keine Obergrenze definieren möchten. - Klicken Sie auf OK.
Beispiel für das Ändern von Einstellungen für die Ressourcenzuteilung
Das folgende Beispiel zeigt, wie Sie die Einstellungen für die Ressourcenzuteilung ändern können, um die Leistung der virtuellen Maschine zu optimieren.
Angenommen, Sie haben zwei neue virtuelle Maschinen auf einem ESXi-Host erstellt, jeweils eine für die Qualitätssicherung (VM-QA) und das Marketing (VM-Marketing).
Im folgenden Beispiel wird angenommen, dass VM-QA arbeitsspeicherintensiv ist und Sie dementsprechend die Einstellungen für die Ressourcenzuteilung für die zwei virtuellen Maschinen ändern möchten:
- Legen Sie fest, dass die VM-QA im Falle einer Mehrfachvergabe des Systemarbeitsspeichers doppelt so viele CPU- und Arbeitsspeicherressourcen nutzen kann wie die virtuelle Maschine der Marketingabteilung. Legen Sie die CPU- und Arbeitsspeicheranteile für VM-QA auf Hoch und für VM-Marketing auf Normal fest.
- Stellen Sie sicher, dass die virtuelle Maschine der Marketingabteilung über eine bestimmte Menge an garantierten CPU-Ressourcen verfügt. Dies können Sie über eine Reservierungseinstellung erreichen.
Prozedur
- Navigieren Sie zu den virtuellen Maschinen im vSphere Client.
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf VM-QA, die virtuelle Maschine, deren Anteile Sie ändern möchten, und wählen Sie Einstellungen bearbeiten.
- Erweitern Sie unter Virtuelle Hardware die Option „CPU“ und wählen Sie dann Hoch im Dropdown-Menü Anteile.
- Erweitern Sie unter Virtuelle Hardware die Option „Arbeitsspeicher“ und wählen Sie dann Hoch im Dropdown-Menü Anteile.
- Klicken Sie auf OK.
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die virtuelle Maschine der Marketing-Abteilung (VM-Marketing) und wählen Sie Einstellungen bearbeiten.
- Erweitern Sie unter Virtuelle Hardware die Option „CPU“ und ändern Sie den Wert Reservierung wie gewünscht.
- Klicken Sie auf OK.
Zugangssteuerung in vSphere
Wenn Sie eine virtuelle Maschine einschalten, überprüft das System die Menge der noch nicht reservierten CPU- und Arbeitsspeicherressourcen. Basierend auf den verfügbaren nicht reservierten Ressourcen bestimmt das System, ob die für die virtuelle Maschine konfigurierte Reservierung garantiert werden kann (sofern vorhanden). Dieser Vorgang wird als Zugangssteuerung bezeichnet.
Wenn genügend nicht reservierte CPU- und Arbeitsspeicherressourcen verfügbar sind oder wenn keine Reservierung vorhanden ist, wird die virtuelle Maschine eingeschaltet. Ansonsten wird eine Warnung mit dem Inhalt Unzureichende Ressourcen angezeigt.
Wenn die vSphere DPM-Funktion aktiviert ist, werden Hosts möglicherweise in den Standby-Modus versetzt (d. h. ausgeschaltet), um den Energieverbrauch zu senken. Die ungenutzten reservierten Ressourcen dieser Hosts gelten für die Zugangssteuerung als verfügbar. Wenn eine virtuelle Maschine ohne diese Ressourcen nicht eingeschaltet werden kann, wird die Empfehlung ausgegeben, Standby-Hosts in ausreichender Zahl einzuschalten. Weitere Informationen finden Sie unter Verwalten von Energieressourcen.